Arno Camenisch
Hinter dem Bahnhof
Über dieses Buch:
«Protocol, sagt mein Bruder. Bis wir durchs ganze Dorf sind, haben wir fünfundzwanzig
Häuser gezählt, acht Heustalls, eine Autogarascha, eine Töffgarascha, den Bahnhof mit der
Poscht, zwei Brunnen mit Jahreszahl, die Halla und die Buda vom Tat, eine Telefoncabina,
den Kiosk der Mena und vier Abfallconteiners. Als wir angelangt sind am anderen Dorfrand,
gehen wir nochmals durchs Dorf und zählen die Leute, die im Dorf wohnen. Nicht zählen
dürfen wir die Marionna vom Dorfladen, die nicht im Dorf wohnt, und auch nicht den
Tonimaissen, der am Bahnhofschalter steht, aber auch nicht im Dorf wohnt. Es hat
einundvierzig oder zweiundvierzig Einwohner. Wir wissen nicht, ob der Tini Blutt ein Mensch
ist oder zwei. Das müssen wir noch herausfinden.«
Es ist ein kleiner Ort, dem Arno Camenisch nach dem Erfolgsbuch Sez Ner seine
Aufmerksamkeit zuwendet, ein kleines Dorf in einem engen Tal zwischen hohen Bergen - und
doch sind der Schraubenladen und das Coiffeurgeschäft, sind der Bahnhof und der
Stammtisch in der Helvezia die ganze Welt, in der jeder und alles seinen Platz und seinen
Namen hat. Es geht ums Zähne klopfen und um die Züge, die ein Mal die Stunde das Tal
hinabfahren, um Jasskanonen und Dorftrompeten, um die Sau vom Adolfdallamaria und den
Eierlikör vom Dichter, um die Grossmutter, die schief steht, und um die Särge vom
Grossvater. Es ist ein Kind, das diese vertraute und zugleich seltsam schräge Welt der
Erwachsenen sieht, sein direkter Blick schafft Nähe, es täuscht mit seiner Unbekümmertheit
über die Abgründe hinweg, die sich hier auftun.
Auch Camenischs zweites Buch besticht durch die Musik seiner Sprache, in der Witz und
Ernst, Zartheit und Handfestigkeit eine Verbindung eingehen, die bleibende und berührende
Bilder schafft. Atmosphärisch dicht beschreibt Arno Camenisch Verlust und Untergang auf
seine ihm ganz eigene eigenwillige Art.
Bibliographische Angaben:
Arno Camenisch
Hinter dem Bahnhof
ISBN 978-3-906050-02-7
Gebunden, Schutzumschlag
18,5 x 12 cm, 96 Seiten
Euro 17.- / sFr. 25.-
Juli 2010
Pressestimmen zu Arno Camenisch und Hinter dem Bahnhof
Arno Camenisch hat für die Gleichzeitigkeit des Schönen und des Schreckens eine zauberhaft leichte Sprache gefunden. - Neue Zürcher Zeitung
Questa “cronaca” di più stagioni è tra le cose più belle sull’infanzia che leggiamo da anni. - Goffredo Fofi, Internazionale, Italy
Diese ganz eigene Sprache, in der Camenisch erzählt, verzaubert auf Anhieb durch ihre Poesie. Hinter dem Bahnhof hinterlässt süchtige Leser. - Saarländischer Rundfunk
Remember Des Dillon's me and ma gal? Roddy Doyle's Paddy Clarke? Hinter dem Bahnhof (Engeler) by Swiss writer Arno Camenisch is right up there. Make way, Heidi, for two young brothers; their take on their mountain village. An instant classic! - Sunday Herald
Man muss beim Lesen etwas aufpassen, es entwickelt sich ganz schnell eine Sucht nach mehr. - Hessischer Rundfunk
Camenischs Prosa ist bildstark und ökonomisch, und es ist ganz erstaunlich, wie er diese kindliche Erzählweise so leicht und locker hinbekommt. Vollends zauberhaft machen den Text die rätoromanischen und die Mundart-Einsprengsel, die eine ganz eigene Melodie schaffen und an denen man sich beim Lesen richtig vergnügen kann. - 20 Minuten
Treffend schön. - Financial Times
Ein irrsinniges Buch! - SRF3
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