Guy Davenport Guy Davenport wurde am 23. November 1927 in Anderson, South Carolina, in den Ausläufern der Appalachen geboren. Sein Vater war ein Agent für die Railway Express Agency. Davenport sagte, dass er erst im Alter von 10 Jahren zu lesen begann, als ihm ein Nachbar eine Tarzan-Serie schenkte. Im Alter von elf Jahren begann er mit einer Nachbarschaftszeitung, für die er alle Illustrationen zeichnete und alle Geschichten schrieb. Mit 13 Jahren brach er sich "sein rechtes Bein (beim Schlittschuhlaufen) und lag für eine mühsame Zeit im Bett"; zu diesem Zeitpunkt begann er "mit echtem Interesse zu lesen", beginnend mit einer Biographie von Leonardo da Vinci. Er verliess die High School vorzeitig und schrieb sich einige Wochen nach seinem siebzehnten Geburtstag an der Duke University ein, wo er Kunst studierte und mit einem B.A. summa cum laude in Klassischer und Englischer Literatur abschloss. Von 1948 bis 1950 war Guy Davenport Rhodes-Stipendiat am Merton College in Oxford. Er studierte Altenglisch bei J. R. R. Tolkien und schloss mit einem Bachelor of Letters ab, mit einer Arbeit über James Joyce. Davenport freundete sich mit Ezra Pound an, als dieser im St. Elizabeths Hospital inhaftiert war. Von 1952 bis zu Pounds Entlassung 1958 besuchte er ihn jährlich, später auch in Pounds Haus in Rapallo, Italien. Davenport beschrieb einen solchen Besuch 1963 in der Erzählung "Ithaka". Davenport schrieb seine Dissertation über Pounds Lyrik, die 1983 als "Cities on Hills" veröffentlicht wurde. Nach seiner Promotion lehrte er von 1961 bis 1963 am Haverford College, nahm aber bald darauf eine Stelle an der University of Kentucky an, "das am weitesten entfernte Angebot mit der besten Bezahlung", wie er an Jonathan Williams schrieb. Davenport lehrte in Kentucky, bis er Ende 1990 ein MacArthur-Stipendium erhielt, das ihm seine Pensionierung erlaubte. Davenport begann 1970 mit der Veröffentlichung von Belletristik mit "The Aeroplanes at Brescia", das auf Kafkas Besuch einer Flugshow im September 1909 basiert. Zu seinen Büchern gehören "Tatlin!", "Da Vinci's Bicycle", "Eclogues", "Apples and Pears", "The Jules Verne Steam Balloon", "The Drummer of the Eleventh North Devonshire Fusiliers", "A Table of Green Fields", "The Cardiff Team", und "Wo es war, soll ich werden". Seine Belletristik ist gekennzeichnet durch die Fiktionalisierung historischer Ereignisse und Figuren, der Betonung formaler narrativer Experimente und der Darstellung einer Utopie im Geist von Charles Fourier, in der kleine Gruppen von Männern, Frauen und Kindern die Trennung zwischen Geist und Körper aufgehoben haben. Guy Davenport schrieb mehr als vierhundert Essays, Artikel, Einführungen und Buchbesprechungen. Er war ein regelmässiger Rezensent für National Review und The Hudson Review, und gegen Ende seines Lebens schrieb er die Kolumne "New Books" für das Harper's Magazine. Seine Essays reichen von literarischen bis zu gesellschaftlichen Themen, von kurzen Buchbesprechungen bis zu Vorträgen wie dem Titelstück seiner ersten Essaysammlung "The Geography of the Imagination". Weitere Essaysammlungen sind "Every Force Evolves a Form" und "The Hunter Gracchus and Other Papers on Literature and Art". Ausserdem veröffentlichte Davenport zwei schmale Bände über Kunst: "A Balthus Notebook" und "Objects on a Table". Davenport veröffentlichte eine Handvoll Gedichte. Die längsten sind das buchfüllende "Flowers and Leaves", eine komplexe Meditation über Kunst und Amerika, und "The Resurrection in Cookham Churchyard" (der Titel ist einem Gemälde von Stanley Spencer entlehnt). Eine Auswahl seiner Gedichte und übersetzungen wurde als "Thasos and Ohio" veröffentlicht. Davenport übersetzte altgriechische Texte, besonders aus der archaischen Periode, gesammelt veröffentlicht in "7 Greeks". Er übersetzte auch gelegentlich andere Werke, darunter einige Gedichte von Rilke, einige altägyptische Texte (nach Boris de Rachewiltz) und, zusammen mit Benjamin Urrutia, die Sprüche von Jesus, die als "The Logia of Yeshua" veröffentlicht wurden. |