Roman Bucheli Schlechte Zeiten für Lyrik Gerade kam Urs Engelers Vorschau für das Herbstprogramm. Angekündigt sind u.a. Bücher von Bruno Steiger und Kurt Aebli, Übersetzungen von Pier Paolo Pasolonis «Friulanischen Gedichten» und Andrea Zanzottos «Essay zur Poetik». Es wird jedoch, wie Urs Engeler heute auf Anfrage bestätigte, vorerst das letzte Programm sein. Er sei finanziell nicht mehr in der Lage, den Verlag wie bis anhin fortzuführen. Sein Mäzen, der bisher die Druckkosten finanziert hatte, ziehe sich nach der Herbstproduktion zurück. Und wenn niemand in die Lücke springe, müsse er entweder andere Wege für den Verlag beschreiten - oder aber aufhören. Wenn er nun aber für eine Weile keine Bücher produzieren werde, so heisse das nicht, dass der Verlag Urs Engeler Editor nicht mehr existiere. Die Bücher seiner Autoren blieben, und auch die Arbeit mit den Autoren werde fortgesetzt. Urs Engelers Verlag jedoch ist nicht der einzige mit Schwierigkeiten, denn die Umsätze im Buchhandel sind in den letzten Monaten stark eingebrochen. Ein exquisites Nischenprogramm mit Lyrik und Essays freilich lässt sich, wenn die Erträge aus dem Handel wie die mäzenatischen Quellen versiegen, nicht mehr halten. Es sind fürwahr schlechte Zeiten für Gedichte. (Aus: Neue Zürcher Zeitung, 28. Mai 2009) v |