Jürg Halter

Fünf Geschichten über das Ich





Du bist ein langer Tisch, auf dem ich, ein Lappen, liege
wo bleibt die Hand, die mich über deine Oberfläche führt?

Du bist ein Pferd, auf dem ich, ein Kind, sitze und weine
wo bleibt der Hofbesitzer, der mir den Mut zuspricht, dir die Sporen zu geben?


Du bist eine Höhle, in der ich mich, ein Verbrecher auf der Flucht, versteckt halte
wo bleibt der Richter, der mich in seinem Haus fraglos zu empfangen bereit ist?


Du bist das Kleinste, was es gibt, ich kann dich nicht ändern
wo bleibt der Mensch, mit dem ich an dir verzweifeln kann?

Du bist eine Brust, ich bin das peinliche Empfinden in dir
wo bleibt der Schluckauf, welcher uns beide aus dieser misslichen Lage befreit?


Aus: ZdZ 25
Zu Jürg Halter



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