Pressestimmen zu Donald Barthelme





Zu «Der König»:


«Schreiben ist ein Vorgang, der mit dem Nicht-Wissen zu schaffen hat, dem Erzwingen des Was und Wie.» In seinem letzten Roman «Der König» schien Donald Barthelme (1931–1989) seinem eigenen Credo nochmals Nachachtung verschaffen zu wollen. Er schickt darin König Artus mit seinen Rittern in den Kampf gegen die Nazis. In schönster postmoderner Erzählweise lässt er Welten und Zeichen aufeinanderprallen, ohne dass ein wissender Erzähler ordnend vermitteln würde. (Beat Mazenauer, Der Bund)

Im Umgang mit der Presse sind die edlen Ritter ganz gegenwärtig. Wie die heutigen Stars und Sternchen sind sie Bewunderung gewohnt und eitel genug. Sie geben Interviews, ärgern sich, wenn der Boulevard ihre Liebschaften durchhechelt und sorgen sich um ihre Nachrufe in den seriösen Zeitungen. Wie Barthelme die vielgestaltigen Motive der Artus-Sage und die Lebensverhältnisse des 20. Jahrhunderts mit der ihm eigenen Lakonie verwebt, das ist immer nachvollziehbar und absurd zugleich. […] Die Komik, die sich aus dem Zusammenprall der Lebenswelten, aus der Gleichzeitigkeit in der Ungleichzeitigkeit ergibt, lässt er sich allerdings nicht entgehen. Sie allein wäre schon Grund genug, dieses schmale Buch zu mögen, doch sie charakterisiert es nicht hinreichend. So wie die Neuzeit die Nichtigkeiten des Ritterlebens beleuchtet, so enthüllt deren Kodex die Monstrosität der Neuzeit, und dieses Verfahren gibt dem Buch seine Brillanz und Schärfe. Spätestens, wenn die Suche nach dem Gral sich in der Formel der Atombombe erfüllt hat, möchte man sie zurückhaben, die Ritter der Tafelrunde. (Joachim Büthe, DeutschlandRadio)

Barthelme setzt […] dem Leiden unter der Massenproduktion von Zeichen die Lust an der Auswahl sprachlicher Relikte entgegen. Das Vertraute wird auf diese Weise verfremdet und erneuert, derweil der Leser vom Konsumenten zum Produzenten des Sinnes avanciert. (Thomas Leuchtenmüller, Neue Zürcher Zeitung)

«Der König» ist ein bisschen wie Monty Pythons «Ritter der Kokosnuß» für Philosophen mit Schwerpunkt in praktischer Ethik. Das Problem ist nur, dass den Damen und Herren Philosophen dieser hochgradig verfeinerte, mit literarischen Anspielungen gespickte, in ein Netz kulturgeschichtlicher Interferenzen eingesponnene und dennoch amtlich alberne Humor zumeist vollständig abgeht. (Nicolai Kobus, taz)

Es ist dem Urs-Engeler-Verlag gar nicht hoch genug anzurechnen, dass er Barthelmes gelehrten, dabei hoch komischen Dialogroman in frischer Übersetzung vorlegt. Der Amerikaner, relativ jung an Krebs gestorben, verblüffte vor allem die Leser des New Yorker mit einer Fülle von Shortstorys, in denen er Tonfälle, Intonationen und Gemütslagen überlegen wechselte wie andere Autoren nicht einmal ihren Bleistift. Die Postmoderne, die heute wie ein längst vergangenes Kulturkapitel aus den tiefen 80ern des vergangenen Jahrhunderts anmutet, kehrt unverhofft wieder: als Aufforderung, der Graustichigkeit der geläufigen Wirklichkeitsverlautbarungen mit einem gezielten Wurf des literarischen Farbkübels abzuhelfen. (Ronald Pohl, Der Standard)



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