Eleonore Frey
Sonja, Edith und Josef
Autobiographische Fragmente




Über dieses Buch
Die Kindheit ist eine so bedeutsame Zeit in unserem Leben, dass wir sie uns immer wieder vergegenwärtigen. Kindheit nimmt auch in den Büchern von Eleonore Frey eine wichtige Stelle ein als Arena kleiner und großer Dramen und Freuden. "Als Kindheit für mich stattfand", schreibt sie in "Kindheit", dem jüngsten ihrer in diesem Buch versammelten Texte, in dem sie den geliebten Großvater und seinen Garten erinnert, "war sie bunt." Aber: "Eine andere Welt war bei meinen Eltern in der Stadt. Kein Paradies. Kaum Blumen. Auf der Straße Lärm. Zuhause war grau." Mit dieser anderen, zum Glück nicht immer nur grauen Welt beschäftigen sich die weiteren autobiographischen Texte, die Eleonore Frey unter den Titel "Sonja" (ihren mittleren Vornamen) stellt: In redlich wahren und traumhaft schönen Prosaminiaturen erzählt sie vom Moment der eigenen Geburt ("Als ich auf die Welt kam, war ich die Welt."), von den Naturerfahrungen des Kindes und der erwachsenen Frau mit ihrem eigenen kleinen Sohn, von Schattenbildern, roten Fäden und Bahnfahrten mit der Mutter. Die dritte Sammlung an Texten schließlich sind Edith und Josef gewidmet, den beiden Kindern, die Eleonore Frey aus der Lektüre von Anna Freuds Buch "Anstaltskinder" zulaufen und die sie in deren Entwicklung, beim Spielen und Streiten und bei ihrer Entdeckung und Erfahrung der Welt beobachtet.


Aus diesem Buch
"Josef ist ein sanftes Kind und tut niemandem etwas zuleide, heißt es von ihm in dem Buch, aus dem er herkommt. Und es wird auch immer wieder von ihm gesagt, dass er traurig auf seine leeren Hände blicke und weine. Er ist der geborene Verlierer, sagen die von ihm, die sich damit brüsten, dass sie das selber nicht sind. Sie sehen nicht, was er ihnen voraus hat: Seine Eigenart. Sein Gemüt. Ob man ihn, verletzlich wie er ist, seinem Schicksal überlassen muss? Ihn, ein Anstaltskind aus dem zweiten Weltkrieg, das seine Eltern verloren hat oder sie ihn, so dass er jetzt mit anderen Kindern in einem Heim leben muss, das zwar ein Heim ist, aber damit noch keineswegs ein Heim im Sinn eines Zuhauses, in dem man Zuflucht findet in seiner Not… So greife ich ihn also heraus aus dem Kreis der Anstaltskinder und schaue ihn genauer an."


Die Autorin
Zu den vielen Gesichtern von Eleonore Frey, der Titularprofessorin für Neuere Deutsche Literatur an der Universität Zürich und bedeutenden Autorin der Schweizer Literatur, schrieb Roman Bucheli jüngst: "Eleonore Frey ist vieles, und nichts davon möchte man entbehren müssen: nicht ihre Vorlesungen oder Seminare, noch weniger ihre auserlesenen Bücher, am wenigsten aber den ganzen Menschen, der einen aus Augen anschaut, die vieles verraten, wenn nicht alles: Geduld, Neugier und - meistens - ein unerschöpfliches Wohlwollen. Als wäre Eleonore Frey, ungerührt und ergriffen zugleich, ein Buddha, den es unter die Poeten verschlagen hat."


Bibliographische Angaben:
Eleonore Frey
Sonja, Edith und Josef
Autobiographische Fragmente
ISBN 978-3-907369-31-9
Taschenbuch, Neue Sammlung 024
132 Seiten, 11,5 cm x 18 cm
Euro 14,- / sFr 18.-