Hilda Doolittle (H.D.) Tribut an Freud Mit einer Einführung von Klaus Theweleit Über dieses Buch: H.D.s Tribut an Freud besteht aus zwei Teilen: den ersten, Schrift an der Wand, schrieb sie 1943 in London, mitten während des 2. Weltkriegs, zehn Jahre nach ihrem ersten Aufenthalt bei Freud in Wien, das er 1938 wegen den Nationalsozialisten hatte verlassen müssen, und vier Jahre nach seinem Tod. Ihre Schrift sollte den bewunderten «Professor», wie sie ihn nannte, gegen politische wie geistige Angriffe verteidigen und seinem bahnbrechenden Werk ein Denkmal setzen. Der zweite Teil, Advent, gibt das Tagebuch wieder, das H.D. während der Analyse bei Freud führte. «Dieses Buch», schrieb Freuds Biograph Ernest Jones, «ist sicher die wunderbarste und wertvollste Würdigung Freuds, die je geschrieben werden wird.» Veranlasst durch persönliche wie historische Krisen arbeitet die Dichterin von 1933-1934 mit Freud. Die Straßen in Wien sind übersät mit Flugblättern, die wie Konfetti über der Stadt ausgeschüttet worden sind: «Hitler gibt Arbeit», «Hitler gibt Brot» steht auf ihnen zu lesen. Hilda Doolittle hat bereits den Ersten Weltkrieg überstanden (davon erzählt Madrigal), jetzt sammelt sie ihre Kräfte für die nächste Katastrophe, von der sie weiß, dass sie bevorsteht. In der Analyse erkundet sie ihre Kindheit in Pennsylvania, die Beziehungen zu Ezra Pound (der ihren nom de plume H.D. erfand), zum Psychiater Havelock Ellis, dem Geliebten D.H. Lawrence, ihrem Ex-Ehemann Richard Aldington und ihrer lebenslangen Gefährtin Bryher sowie ihre eigenen kreativen Prozesse. Freud betrachtete H.D. dabei ebenso als Studentin wie als Patientin. In der Erzählung der Dichterin und in seinen Briefen an H.D., die der Anhang versammelt, zeigt er sich als ein um seine Erkenntnisse ringender Pionier, der seine Ideen ständig revidiert, und als charmanter und witziger Gentleman, Kunstliebhaber und Freund. «Eine Unheimlichkeit, ein Wunder, ein Spiel zweier Meister, dies drei zumindest ist die "Analyse" H.D.’s bei Freud, und sicherlich gibt es keinen Text, der den Weg von 40 Jahren Analyse so fühlbar werden lässt. Hätte Freud die Möglichkeit gehabt, sich eine künstliche Patientin zu bauen, eine, in der möglichst viele geliebte Revenants sich hätten vereinigen lassen, sie wäre nicht viel anders ausgefallen als die, die gerade tatsächlich und lebendig über seine Schwelle trat.» (Klaus Theweleit in seiner Einführung) «H.D. trieb die Literatur der Moderne auf eine Spitze, die ihren männlichen Mentoren unerreichbar blieb.» (Friedhelm Rathjen, Neue Zürcher Zeitung) Über die Autorin: H.D. (Hilda Doolittle), geboren 1886 in Pennsylvania, gestorben 1961 in Zürich. Sie war mit William Carlos Williams, D.H. Lawrence, Marianne Moore und Robert Creeley befreundet; mit Ezra Pound, dem sie 1911 nach London folgte, war sie verlobt. Bei Sigmund Freud in Wien machte sie eine Psychoanalyse. H.D. hat eine große Zahl von Gedichten und mehrere autobiographische Romane verfasst, die der Verlag Urs Engeler zur Veröffentlichung vorbereitet. Bereits erschienen ist der Roman Madrigal (Frühling 2008) und der Gedichtband Hermetic Definition / Heimliche Deutung (2006, übersetzt von Ulrike Draesner). Bibliographische Angaben: H.D. (Hilda Doolittle) Tribut an Freud Aus dem Amerikanischen von Michael Schröter Mit einer Einführung von Klaus Theweleit ISBN 978-3-938767-48-1 Gebunden, mit Schutzumschlag 18,5 x 12 cm, 360 Seiten Euro 24.- / sFr. 39.- August 2008 |