Birgit Kempker

Auf meinem Kleist 3 Pferde





In meinem Geist haust Kleist heute nacht, sein Name und andere Namen in seinem Namen wie das Mariechen.

Also Kleist. Er stand tief geprägt in mein schwarzes Lackbuch mit Gold. Das war so schwarz wie meine Lackstiefel weiss in Wuppertal, als Kleist schon lange in meinem Geist war wie ich in seinem und länger als bis zu den Knien und ich mit den Stiefeln morgens und abends und mittags die Hühner vorbei den Schotterberg rauf und runter und genau vor den Hühnern, vor der dummen Hannelore mit den Körnern im Korb zwischen den Beinen genau mitten zwischen den Hühnern, vor den Hühnerzaun fiel, hinfiel und mir die Knie aufschlug, auch innen war es schwarz, aus Lack, das Buch, die Knie wässrig und rot und darin die Steinchen, dann Pergament, dahinter die nackte Dame mit schwarzer (oder schwerer?) Kette um den Hals, auf Höhe der Knie seh ich die Damen nicht mehr, keine Füsse, aber die Stiefel der Bachmann und drei Tage später im Leben die Ungargasse in Wien, die wilden Pferde von Elberfeld und zwischen dem Glanz: Maeterlinck, Blaubart, die kleine Seejungfrau und der andere Name: Baron Friedrich de la Motte Fouqué.

Blaubart, sein Bildnis auf meinem Kragen, die Toten sprechen in mir in den Zimmern, die Tag und Nacht meilenweit offen stehen und in ihnen Kleist und nicht so deutlich: Fouqué.

Sein Bildnis auf meinem Kragen ist blau wie sein Name, rund der Sticker, glänzend und bezaubernd schön. Auf meinem Kleist die drei Pferde: Wiesen bei Greifswald. Caspar David Friedrich: Die Zimmer öffnen sich, indem sie sich schliessen. Die Geister zeigen sich, indem sie Geister zeigen. Gäste.

Und teichgrün hat es angefangen mit Clubbuch. Aber es fing im Haus an als ich ins Buch und zum Fenster raus diesen Mann, der nicht mein Vater war, sah und auch eine Frau und die Dame im Buch, die ich nicht bis zu den Füssen runter sah, aber die Stiefel der Bachmann, in der Schlucht klirren Eisenketten in einem kühlen Grunde und der Zug fährt über die Schienen nach Remscheid, worauf ein Hals liegt im Wald wie der Wollusthals mit den Ketten im Buch auf Pergament hier auf Eisen bevor es undeutlich wird auf Höhe der Knie, der Aufnahmeort ist der Keller, die Zimmer sind da und die Beine vom Mann abgeschabt und glänzen haarlos an der Schenkelstelle, wo der Schlüssel in der Hose steckt.

Mir sind die Hände gebunden. In mir Blaubarts Schloss, die sieben Zimmer, die apokalyptischen Reiter, Undine, die sieben Siegel und so wär ich ein Teich. Ich wär ein Tümpel gewesen und deshalb nass, was der Mann nicht mag und deshalb nicht da war und oft nicht da ist, wenn ich für ihn unterwegs bin in mir und neben ihm liege und er hinterm Vorhang den Tümpel wegduscht, obwohl er doch Durst hat, wächst auf meinem Rücken sein Bart.

Und dann geht die Tür auf unter dir und jedes Zimmer strahlt und ist ausgeleuchtet, dass dir schwindlig wird und du spuckst dir über die Schulter: Toi toi toi.


Für Quereinsteiger: Zur Hauptseite von Urs Engeler Editor