Birgit Kempker

Leg in den Satz dein Gewicht







Du musst dein Gewicht nicht am Bändel führen wie einen Hund, der hier Platzhalter ist für dein Tier, dass Masse vertritt, dein Gewicht, was heisst: Den Dorn im Fettschwanz, erkenn ihn noch nicht.

Du musst keine Kerze unter die Tulpe stellen. Am Fühlen ist nichts pferdisches dran. «Wenn ich jetzt zu Pferden komme, nenne ich sie Inspektor», sagt Wittgenstein.

Menschen haben starke Reaktionen. Rauten, Ellipsen und liegende Achten rufen in Gärten nach Füssen. Vergiss nicht, schreit das Dorf mit Lämmern auf der Wiese: Frühling. Liegende Acht: Unendlichkeit ohne verwirrendes Ende, weiter gehen ohne Kreuzung, ohne Entscheidung, ohne Kreis.

Als ich neulich im Raum stand, fühlte ich mich wohl. Viehisch wohl, sagte mein Destruktor, fügte er hinzu, als ob die Nennung des Viehs für Abschwächung sorgt, das Zufügen, des Gefühls. Dieser Satz sah seltsam aus. Er sah mich an. Auch der Nachsatz. Verwittert. Ganz anders als das Gefühl. Alles Tarnung. Mein Wohlfühlen schämte sich. Ich hatte einen Destruktor. Das Auseinanderreissen durch Zerreissen. Hier war nicht Geologie. Hier war der Raum, in dem ich stand, in dem das Gefühl war, das ich sagen wollte, in mir, es wollte raus in den Raum, dem es sich verdankte und keine Telepathie weit und breit, um sich umstandslos mitzuteilen, nur ich mit dem Satz fürs Gefühl in der Sphäre, deren Gesetze ich nicht kannte, denen ich gehorchte. Ich spürte den Drang, ungenau zu sein und hielt mich zurück. Es war ein Drang wie zehn Pferde.

Der Satz war: Ich fühlte mich wohl. Der Satz war das Indiz. Der Satz war auch Befehl. Ich war der Inspektor. Darauf ging ich nicht ein. Es klaffte dieser Riss zwischen dem, was war, und wie es heisst. Ich sah mich um nach Beweisen, obwohl es haargenau so war, wie wir es kennen, dass es immer mit uns ist, wenn wir in Räumen Gefühle haben und erst recht, wenn sie von diesen kommen. Gefühle kommen von Räumen. Sie handeln nicht davon. Manchmal ist es ein Geist. Davon später. Das war in Graz. Jetzt nehme Buch. Ich lese.

«Du hast auch nicht "bezaubernd" in der Luft herumschweben oder auf dem Boden herumliegen gesehen, ohne irgendein Ding, das bezaubernd war, oder etwa doch?» Lewis Caroll grinste mich an wie seine Katze. Das war sehr in Ordnung. Ich war in Begleitung.

Ich fühlte mich doppelt wohl. Du fühlst dich doppelt wohl, fragte ich mich lauernd als hätte ich deppert gesagt. Ich ging auf diese Angriffe durch mich selbst in Zukunft nicht ein. Ich lass mich nicht von meinen eigenen Wegen verschlingen. Hier war der Ort, wo ich mich wohl fühlte. Hier war der Weg nach draussen zu meinem Gewicht. Hier war mein Dorf. Fast hätte ich Kopf gedacht. Es ging um einen Ausgang in mich hinein. Es war eine Tunnelsache, nicht Spuk.

Obwohl ich im Raum stand und mir mitteilen wollte, dass ich mich wohl fühlte, fühlte ich mich wohl.Jemand anders hätte das nicht gewundert. Ich war auf eine leichte Art komplett. Auf eine mullige Art konfus. Auf eine torfige Art umerdet. Das war das Gefühl. Ins Reine kam ich nicht. Komplett ist nie etwas mit sich allein. Es ging nicht um Worte, so sehr sie auch drängeln, es ging auch nicht darum, ob ich alleine bin " ein Baby fährt ja auch nicht ganz allein mit dem Zug durch die Nacht», ich klapp das Buch zu und grinse wie seine Katze: pas tête.

Ich schnurrte nicht. Das wär zu einfach gewesen, zu sagen, du fühlst dich wie eine Katze. Es war nicht diese Art von Raum und ich nicht diese Art von Person und die Katze hier nicht diese Art von Katze. Es war eine Katze ohne Körper. Ich war eine Person, die es wissen will.

Wusste ich die Bedeutung von Wohlfühlen nicht? Hatte ich ein Gefühl und dafür das falsche Wort? Ich fühlte mich von dem Satz, mit dem ich das Gefühl einkleiden wollte, nicht gedeckt. Sich gedeckt fühlen wollen ist eine ganz primäre Sache. Ohne Deckung erschiessen sie dich. Worte haben hier wenig verloren. Was sind für Worte Säcke? Was sind für Körper Schüsse? Es muss doch etwas ausserhalb von Mord und Totschlag geben. In welchen Räumen fühlen sie sich wohl? Hatte ich einen merkwürdigen Tag. Hatte ich ein Tape geschluckt, das mir innerlich sagte: du fühlst dich wohl, mein Schatz. Sprach ich Schatz zu mir? Hatte ich eine Attrappenbegegnung. Wurde ich getäuscht? Fühlte ich mich nicht wohl? Verspürte ich eine Unruhe? Mangel an Ekstase. Wollte ich was ich wusste niederlegen, als hätte es selbst ein Gewicht, um nicht beschwert zu werden davon, was mich erleichtert. Erleichtert mich mein Gewicht ausserhalb von mir? Oh die Wege des Schweren sind leicht.

Es war eine Einsekundensache. Pistolenschusszeit. Alles was ich war, war in diesem Raum auf eine leichte Weise. Zuerst war es schön. Doch nicht für Menschen. Als ich es begreifen wollte, war es ein Schock. Schock heisst immer, etwas war vorbei. Dann dieses grosse Gähnen.

Ich war etwas losgeworden und gleichzeitig dabei, es durch etwas viel grösseres, dickeres, fetteres, riesigeres zu ersetzen. Ein dickes Wort fiel in den Raum wie Kröte. Glück.

Festhalten. Nennen. Das übliche. Menschen sind so. Sie fixieren. Ich wollte Klarheit. Wie kam es zu diesem Glück. Den Raum ins Experiment ziehn. Auch so sind Menschen. Du fühlst dich wohl, wenn du aus dir selbst heraustrittst. That's it. Ich redete englisch. Deutsch war verfänglich. Ich war mir ein Rätsel.

Es entwickelte sich in mir eine Waschmaschinengier. Ich wollte viele Waschmaschinen. Das war neu. Sie sollten spülen und schleudern was ich abwerf von mir, nicht nur Kleider. Ich kämpfte. Ich sag nur: Kung Fu.

Ich fühlte diesen unwiderstehlichen Drang, Blumen zu kaufen.

Mit Schaum bin ich fertig. Mit Liebestot ist es aus. Ein bisschen Gefühl im Raum, schon bist du Undine. Ich pfiff mich zurück. Ich hielt meine Wasser in Schach. No flowers today.

Mit Worten hatte ich mein Wohlfühlen verstärken wollen, verdoppeln und hatte doch aber Angst davor, die mit seinem Wachsen wuchs. Ich war in dieser Raumsache eine geschwätzige Natur geworden, sagte ich unbarmherzig zu mir. Ich versuchte die Unbarmherzigkeit abzuschwächen und den Gegenstand meines Unwillens mir selbst gegenüber einzukreisen. Ich stoppte meine Selbstverteufelung. Das ging schwer. Ging es um Architektur?

Die Innenbrunnen. Das gestaltbare Glück der Menschen, die in Räumen hausen, die gewichtvermindernd wirken, wirken mögen, ist der Wunsch, oder verstärkend, betonend, es akzentuierend. Welches Gewicht? Was für ein Glück ist es, das Schwerste von sich in der Ecke zu fühlen? Das war nicht die Lösung. Lösung war überhaupt keine Lösung. Es ging nicht um dieses Gewicht. Es ging darum, eine menschliche Reaktion auf einen Raum plausibel zu machen,mir selbst, um daraus Konsequenzen zu ziehen, in Richtung Liebenswürdigkeit, die Bedingung für Freiheit, was für ein Kuddelmuddel von Satz.

Fakt ist meine Faulheit. Ich war faul und fühlte mich wohl. Die Handlung waren die Säcke. Es gab nichts zu tun. Doch dann kam das Grübeln. Ich verordnete mir Genauigkeit, denn es ging um Gewicht.Ich liebte es, da zu stehen, wenig zu tun und viel Gewicht rechts in der Ecke zu fühlen, als ich. Daran lags. Auch das Glück lag daran. Wohlfühlen war wirklich nicht wahr. Ich liebte es, dass Glück Wohlfühlen ist. Ich war eine Schlampe geworden. Eine ungenaue träge schwer wollüstige Person, die von ihrer Lust befreit war, weil die in der Ecke lag. Hilfstier statt Haustier. Doch alles half nicht. Es waren Konstruktionen. Es war nicht was war.

Ich fühlte mich wohl. Das war zu untersuchen. Ich fühlte mich um ein genaues Gewicht gebracht auf genauso genaue Weise und das Resultat davon war das Gefühl von Trost. Oder Tor? Trost war das genauere Wort. Erleichterung.

Ich fühlte mich leicht und schwerer als sonst und dies war die Wirkung des Raums, dass ich da war, doch frei.

Bin ich schon tot, fragte ich mich. Das könnte vieles erklären.

Ich war eine kurzsichtige Person. Meine Füsse waren weit weg und draussen. Innen war ich nicht kurzsichtig. Daher meine Neigung von innen nach draussen zu sehen. Ich sah mich an. Das Gewicht war nicht ich.

Es waren Sandsäcke rechts im Raum. Vier Paletten hineingeschoben und stehengelassen. Es muss sich um eine Art Absicht gehandelt haben, zu der das Wort traumwandlerisch passt. Das blöfft mich nicht. Traumwandlerische Absicht ist eine sich selbst aushebelnde Konstruktion im Satz, nicht im Raum. Es klappte. Es gehen Dinge dort, die hier nicht gehen. Grosse Trauer darüber. Grosser Wunsch ein Sack zu sein. Grosses Ertappen. Du bist ein Sack. Wahrscheinlich katholisch.

Ich dachte mit meinem Körper, mit meinem Gewicht, mit meinen Knochen im Sack. Da war nichts dran. Ich atmete auf. Ich hatte es gesagt. Das war aber noch nicht alles, ich dachte diesen Satz hauptsächlich mit dem Gewicht der Sandsäcke rechts im Raum gegen die Bevölkerungskatasthrophe, das wär mir weiter nicht aufgefallen, wenn ich nicht über den Satz, in den ich das Gefühl zu kleiden versuchte, gestolpert wäre. Ich könnte die Ohren an die Säcke legen. Damals. Jetzt sind sie weg. Ich glaube nicht, dass der Satz mir davon näher käme. Ich glaube nicht, dass Näherkommen eine Lösung ist.

Ich suche das Wohlfühlen via Suchen nach dem Satz, in dem ich das Wohlfühlen aufbewahrt hoffte. Sein Geheimnis. Säcke sind nicht die Lösung. Ich wiederhole mich. Wohlfühlen nicht. An Wohlfühlen ist kein Geheimnis dran.

Etwas stimmt mit Lösung nicht. Wenn da ein Problem ist und jemand sagt die Lösung, empfinde ich die Lösung als Gewicht. Diese Art von Gewicht empfinde ich als Problem. Habe ich ein Problem und jemand sagt zwei Lösungen, empfinde ich die Lösung nur noch als halb so schwer. Glück ist eine schwere Sache, sagst du. Auf dem Klo steht: Axel ist der geilste Sack in Basel. Darunter steht: ich habe meine Meinung geändert.

Die Kunst ist frei. Das Museum steht am Rhein. Ich habe den Raum im Museum fürs Ertrinken präpariert. Ubung im Ertrinken ist der Satz, in dem das Ertrinken bewahrt war und der Raum war der Körper für diesen Satz. Der Satz war der Körper für das Ertrinken und, das wissen Sie, der Satz ertrinkt nicht.


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