Norbert Hummelt dunst du suchst die nähe überlebter dinge warum auch nicht? es schaut ja keiner zu wie du die klinke drückst der aus der thermoskanne grüne bohnen ißt, nimmt selber kaum notiz du hast ein dünnes heft aus dem regal gezogen: die lettern haften noch die widmung ausradiert, der sprache fruchtfleisch riecht so süß verdorben dein sakko durchgescheuert an den ellenbogen u. der ihn vor dir trug ist noch nicht lang verstorben. ist auch egal. zuzeiten flüchtest du obschon noch jung, ins stammlokal mit den getönten scheiben, ganz ohne aussicht auf die dämmerung verrauchte luft, in fremder rede dunst gehüllter mund, du bist nicht mitgemeint. ist das jahrhundert denn noch nicht zu ende? du sitzt bei gulasch u. liest gottfried benn aus einem jener alten limesbände. Norbert Hummelt aus: Gedichte aus singtrieb, in ZdZ 9 |