Anna Achmatowa







X. Im Theaterfoyer hängt bis heute (im Schlafrock, mit aufgelöstem Haar) ihr Portrait in der Rolle der Somnambula aus dem Stück «Prolog» (Teil II der Trilogie «Enuma elisch» eines unbekannten Verfassers), das während der Generalprobe verboten und im Jahre (verwaschen vom Ozeanwasser) wieder rehabilitiert wurde. Ihre weiteren Portraits hängen im Museum (verwaschen vom Ozeanwasser). Den Gerüchten zufolge, soll sich eins von ihnen (das bekannteste, im hellblauen Kleid, gemalt vom Künstler A.) etwas auffällig verhalten: Es verändert sich, erscheint händeringend, ruft jemanden beim Namen (wenn die Museumsbesucher gerade wegschauen). Darum hielt man es für angebracht, das Portrait, das sich ja auch früher schon in einer geschlossenen Spezialabteilung befunden hatte, in einen kleinen dunklen und festverriegelten Kerker zu verlegen, wo es niemanden mehr stören würde.

Aus: Enuma Elisch. Traum im Traum



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