Elke Erb Elke Erb ist am späten Montagabend den 22. Januar 2024 in Berlin gestorben. Das beste Gedenken an Elke Erb ist, mit ihren Gedichten zu sehen, fühlen und denken: 1967 (Was ist die Zeit, aus: Gutachten, erinnert von Sonja vom Brocke) (Was tut sie jetzt?) Sie schreibt. Schreibt. Etwas hat sie gequält. Aber nicht so, daß der Wind kommen kann an es. Geheimer Wind. Unter den Augen. So schaut sie. Wie der Kaninchenstall schaut, seine Fächer. Die dorischen Säulen, plus Tympanon, schaun. Unten Heu. Schreibt aber Flieder. Im Gang der Wolken. Flieder im Gang der Wolken. Kleine ziehende Wölkchen. Zusammengekehrt ziehn sie ab. Ach der Wipfel des Birnbaums tatzt. Dies ist ein gesehenes Miteinander. Sie wußte die Hausecke auch. Die Hausecke wußte sich selbst. Die Hausecke wußte exakt, was sie selbst ungefragt darstellt. 10.5.05 (aus: Sonanz. 5 Minuten Notate, erinnert von Tobias Amslinger) (aus: Sonnenklar Meins: Das Hündle kam weiter auf drein, erinnert von Karin Fellner) *** Le couteau glissa sans peine à travers le pain et jusqu'au bois aussi, non-sens. On ne sait pas. Et encore "aussi" aussi, une élégante, tu peux le croire, corneille, oui corneille, on ne vit pas, si on ne vit pas. Corneille, solitaire. Jupe cloche, un peu en hauteur, ravière. Nombre infini et regret. Regret rapide. Rouge brique, dit pour le moins, d'un mur, son désarmé - son de la brique, angle du mur et de la brique seule, du pluriel au singulier, soupe, et nage. (aus: Sonance, erinnert und übersetzt von Vincent Barras. Das Originalgedicht steht in Sonanz. 5 Minuten Notate:) *** Das Messer glitt mühelos durch das Brot und bis aufs Holz auch, Unsinn. Man weiß es nicht. Wieder auch "auch", eine elegante, das kannst du glauben, Krähe, wohl Krähe, man lebt nicht, wenn man nicht lebt. Krähe, einsam. Glockenrock, ein wenig Höhe, Rübenacker. Endliche Zahl und Reue. Reue raschest. Ziegelrot, gelinde gesagt, einer Mauer, wehrloser Ton - Ton des Ziegels, Kante der Mauer und des einzelnen Ziegels, Mehrzahl zu Einzahl, Suppe, und schwimmt. 28.4.04 (aus: Vexierbild, im Klebeumbruch mit dem Grafiker Michael Roggemann gebaut, auf durchgefärbtem Werkdruckpapier gedruckt, erinnert von Gabriele Wix) En canon Image n'est pas mot. Chose nommée a un son dans un nom. Un son est un son parce qu'il y en a d'autres. C'est un hybride fait de prise (origine) et de don (nouvelle évolution). Héritier de son évolution. Sans celui-ci & celle-là n'est pas son. Un mot peut-≖tre, virtuellement insonore, un signe sans force pour des champs de forces. (aus der Anthologie permanente auf der Webseite Poesibao, erinnert und übersetzt von Jean-René Lassalle. Das Originalgedicht steht in Sonanz. 5 Minuten Notate:) Kanon Ein Bild ist kein Wort. Ein Ding hat, benannt, einen Ton in dem Namen. Ein Ton ist ein Ton, weil es andere gibt. Er ist ein Zwitter aus Nehmen (Herkunft) und Geben (neue Evolution). Erbe der eigenen Evolution. Ohne jenes & dieses ist er kein Ton. Ein Wort vielleicht, virtuell tonlos, ein schwungloses Zeichen für Schwingungen. 30.10.04 (aus: Sachverstand, erinnert von Maria Meinel) Vermutlich im März notiert: Wenn der Hirsch aus dem Wald tritt - denk nicht, das ist nichts. Oh, weißt du, das ist das Leben! 2012 (aus: Sonnenklar Meins: Das Hündle kam weiter auf drein, erinnert von Hannah K Bründl) (aus einer andern Zeit, erinnert von Martin Zingg, und aus: Sachverstand, wo die letzte Zeile lautet:) wie seine: in Ärmeln ... 16.12.96 20.4.99 (aus: Sachverstand, erinnert von Florian Neuner) (aus: Gedichtverdacht, erinnert von Kathrin Bach) Sinnspiel im Winter immer Er muß, sie muß, es muß, Ofen plus Ofen plus Ofen heizen das ist so golden wie Glimmer 1985 (aus: Poets Corner, erinnert von Margret Kreidl) (aus: Notizbuch Ende der 90er, erinnert von Ron Winkler) Stock, stocken, verstockt Einer- oder andererseits scheint die Kommunikation noch nicht erfunden: [...] 13.8.98 (aus: Sachverstand, erinnert von Ulrich Schlotmann, der sich mit dem Text daran erinnert, wie herausfordernd Kommunikationsversuche mit Elke sein konnten, was uns wiederum daran erinnert, wie herausfordernd beim Büchermachen mit Elke typographische Finessen sein konnten, und weil uns diese Feinheiten in html überfordern, verweisen wir auf den Text und seine Lesung durch Elke auf der Webseite der geschätzten lyrikline) (aus: Sonanz. 5 Minuten Notate, erinnert von André Pekarek) So kannst du mit deinen Tassen umgehen Du schreibst oben drüber das Datum Du weißt kein Wort vorher Es gibt etwas beim Impfen Unter der Haut n Umgedrehtes Muss im Vorwort stehen Du hast etwas vor Du hast etwas irgendwie Hast du einen Ansatz Dass du, während du etwas tust Auf Bemerkungen achtest und nicht Der Sache selber dienst (aus dem Video Dichterin im Porträt: Elke Erb des Haus für Poesie, erinnert von Michael Spyra) (aus: Poets Corner. Marcel Beyer erinnert sich an eine handschriftliche Korrektur von Elke Erb im September 1992: Ersetze "korrekt" durch "konkret") Horse When sadness begins its ascending line: the feel of a jolt, haste, flight impulse, anticipating the chaos of hysteria germinating in the wintery ground, its tiny green cropping up, Where then, without horseman, do I gallop...? 16.7.95 (aus: The Up and Down of Feet, erinnert und übersetzt von Rosmarie Waldrop. Das Originalgedicht steht in Mensch sein, nicht:) Pferd Wenn die Traurigkeit die aufsteigende Linie anbahnt: ein Ruck-Gefühl, Hast-, Flucht-Impuls, vorwegnehmend das Chaos einer Hysterie, die aufkeimt, aus dem winterlichen Boden ihr winziges Grün spitzt Wohin dann, reiterlos, sprenge ich ...? 16.7.95 (aus: Sonanz. 5 Minuten Notate, erinnert von Carla Cerda) *** Da kam die Prinzessin hoch zu Roß heraus aus dem Wald, und der Wald war weg vor ihr. Sie dachte nun, das geht zu weit, wie weit geht das noch, am Ende ist alles weg, das ist zuviel ich lebe über meine Verhältnisse. Nun aber Halt, nackt und bloß & verlegen. 5.6.12 (aus: Gedichtverdacht, erinnert von Kerstin Preiwuß, die außerdem an diesen Text von Elke Zur Übersetzung von Jaworows Frag mich nicht erinnert, erschienen in Den Schatten der Wolken nach, Gedichte. Aus dem Bulgarischen, herausgegeben von Norbert Randow. Leverkusen: C. Weihermüller Verlag 1999) Das Flachland vor Leipzig ist kahl, als läge xx auf ihm auf (aus: Das Flachland vor Leipzig, in: Gutachten, erinnert von Michael Gratz in der Lyrikzeitung & Poetry News) (aus: Poets Corner, erinnert von Stefan Döring) Ich bleibe nichts schuldig, wohllautet es, nachdem ich vermutend sah, sehend vermutete: ich erfasse die Gemeinwesen-Zeit im selben Gedicht (Herzkranzgefäß), das auch das vitale Ausleben auffaßt und die Blüte genannte Reife erzeugt, dieses Lösen, Sich-lösen ... Zudem: Das Leerwerden, Verlieren, Verlaufen ..., Verirrtsein hoffnungslos ... (aus: Sonnenklar Meins: Das Hündle kam weiter auf drein, erinnert von Herbert Wiesner) (aus: Mensch sein, nicht, erinnert von Hans Thill, der auch erinnert an Deins. 31 Reaktionen auf Elke Erb, das hiermit wieder zugänglich ist. Abwechslung Gleich hinter der Grenze im Hammer-und-Sichel-Emblem: Die Sichel - rot, der rote Hammer steckt ihr im Rachen, sie ist so geschlossen, als wolle sie Fahrkarten knipsen. Vor einer großen, dunklen, doch auch blühenden Kastanie noch ein Emblem, aber die Sichel, rot wie die erste, nur geöffnet und ihre - diesmal längere - Spitze erhebend, als sei sie ein Vogel nun in der Welt und bitte um Futter. 1978 aus: Gedichtverdacht, erinnert von Vincent Sauer, der Elke Erb im Neuen Deutschland einen Nachruf widmet) (aus: Sonnenklar Meins: Das Hündle kam weiter auf drein, erinnert von Nico Bleutge) Aus Glocke (2) (sein Anfang): Sonntag Soll sie schallen schellen Schalen Scherben Sîn verhouwen schildes schirben Tritt sie (aus: Glocke (2), in: Sonnenklar Meins: Das Hündle kam weiter auf drein, erinnert von Thomas Schestag, der dazu schreibt: Es ist, wie die Zeile aus Wolfram von Eschenbachs Parzival, selber eine Scherbe, ins Gedicht ragt, und wie sie dort noch einmal anders, aber fast zärtlich, zerscherbt wird, was mir da gefallen hat. Mit der Frage, was verhauen heißen mag. Auf die es keine Antwort gibt aus einem Guß. Denn verhauen und verhouwen nennen sowohl das Versperren (etwa eines Weges im Wald) durch gefällte Stämme, aber auch das Aushauen und Lichten einer Stelle im Wald: das zerstörende Zerschlagen, etwa eines Schilds, aber auch das Zerschlitzen von etwas, zur Zierde. Im Schallen und Schellen der Glocke klingt beides: weder eins noch das andere ganz. Und also anderes, anders: offen) 26.11.04 (aus: Sonanz. 5 Minuten Notate, erinnert von Carolin Callies) Unvergessen Noch, höre ich über mir Schritte, geht dieser Rentner den Rundgang über die Dachbodenbretter, führt er den springenden Hund aus wieder. Der Hund pißt die kleinen Kreise uns in die Decke, bis er ihn antreibt zum Weiter- marsch auf den Hausmeisterbeinen. Wieder vom Sterbebett kräht der Hausmeister in Stadtmitte asthmatisch, mit letzter List heiter, ob ich Lust hab, zum Fasching geht er. 1978 (aus: Vexierbild, erinnert von Ulf Stolterfoht) (aus: Sonnenklar Meins: Das Hündle kam weiter auf drein, erinnert von Peter Enzinger) Gedanken zum Nachdichten Während der Arbeit empfängt das Eiweiß der Orientierung verschiedenerlei Nachrichten aus der Herkunft des Originals. 1990 (aus: Gedanken zum Nachdichten, in: Der wilde Forst, der tiefe Wald, erinnert von Uljana Wolf) (aus: Sonnenklar Meins: Das Hündle kam weiter auf drein, erinnert von Ursula Krechel) Ladies betreffend Während ich hier (Landkemenate) auf dem gelben Fußbodenvlies liege und lese, wie der junge van Dyck Apostelserien malte, steht die Leere neben mir harrend und erinnert sich an eine ihr gleiche neben mir damals in Edenkoben oder dann auch in Feldafing und beliebig; sie sind, diese Leeren, die Vakuen, Ladies: standhaft unsterblich und grüßen sich mit Ehrerbietung; die gleitet harmonisch von der einen zur andern hin über die Zeiten, in denen sie nicht sind. 28.7.06 (aus: Sonnenklar Meins: Das Hündle kam weiter auf drein, erinnert von Nora Bossong) (aus: Sonnenklar Meins: Das Hündle kam weiter auf drein, erinnert von Martina Hefter) Dem kommt es zu Es ist dann schön, wenn ich Entlegenem Abgelegtem Geäußertem als Zukunft Leben geben kann wie mir ja nicht selbst und Leben eben nicht draußen rauben es will. 12.10.14 (aus: Sonnenklar Meins: Das Hündle kam weiter auf drein, erinnert von Dagmara Kraus) 21.11.98 (aus: Sachverstand, erinnert von Claudia Gabler) Wohnzimmer Eine Scheibe Rind, erinnert, hängt, ernstes Hellbraun, mitteilsam Fasern, in der Luft, unter der Deckenlampe, denke auch Brust (rötlich-beige - dem unverhofften Erfassen - & breit) (in gefälligen Wellen die Schenkelwülste) & Blöken gelassen (Reimfaser) hin über eurasisches Niederungsgrün seit sieben Jahrtausenden. Arteigene Brunst alle drei Wochen. Löschen. 15.12.96 (aus: Sachverstand, erinnert von Thomas Aselmeyer) (aus: Gedichtverdacht, erinnert von Tobias Lehmkuhl, der Elke Erb einen Nachruf im Deutschlandfunk gewidmet hat) Was mich antreibt und was mich unterhält Ich möchte ein Salbei-Beet. Ich möchte sehn, wie es aussieht, eine Fläche nur Salbei, im Gleichen & im Wechsel, unter den Geschicken. Ich möchte mich weiden daran ... Ich beginne die Fläche zu roden, ich rode das Beet aus der Wiese, 1,60 x 6 Meter. Die Pfahlwurzeln müssen heraus von dem, was wie Sauerampfer aussieht. Es sitzt mehr als spatentief, es durchstochert die überdüngte Wiese bis auf die Steine. Ich hole noch Steine dazu und Dachziegelscherben vom Scheunendach. Der Salbei muss trocken stehen. Ich arbeite jeden Abend. Es dauert und dauert. In die Langeweile zählt sich nicht ein, was mich unterhält: Der Griff in die Erde ist manchmal heiß, weich, wild. In der Einsamkeit fliegen die Vögel als Seelenvögel. Die Anstrengung, Tag für Tag, macht den Schweiß rinnen, der Leib entsalzt und durchblutet sich, die Stirn steht in der Luft. Das zählt sich nicht ein in die Dauer. Auch sieht alles aus wie ohne succès. - Mithin: Zwischen Ziel und Beginn ist nichts, was sie eint. Nenne ich mich, bin ich nichts. 14.9.01 (aus: Gänsesommer, erinnert von Mara Genschel) (aus: Mensch sein, nicht, erinnert von Cornelia Jentzsch, die sich auch erinnert an Was über Dich erzählt wird. Eine Festschrift für Elke Erb zum 18.2.1998, gesammelt und erjagt von Brigitte Struzyk & Richard Pietraß: ) (aus: Mensch sein, nicht, erinnert von Brigitte Oleschinski) Profil ist, was übrigbleibt. Zurück. Blickt nicht. Perdu. Galionsfigur. Fischfrau. Und's Bäuchlein. In die Woge zurück, die Gischt, Spur. Tiefer Friede. Im Licht. Sie sieht nicht, sie ist. Sieht nicht sich, ist sie. Schiffswand, Bug hochfahrend, schneidig, Profil. Wie hält sie Ausschau? Jetzt muss sie ausschaun. Es tut nicht weh. Die Holzfarben leuchten. Des Munds Energie. Krümmt. Viel Form. Gewesener Puls. 2.11.05 (aus: Sonanz. 5 Minuten Notate, erinnert von Guido Graf) Zu gleich Das eintretende Alter erheiterte mich mit einer neuen Neugier und der Lust, die Nase in Dinge zu stecken, die einen gar nichts angehn, z.B. Diverses von Pflanzen: Heimat in Mittelasien. So? Hat eine Pfahlwurzel, ach? Eingenommen sein im Alter ist getrennt sein zu gleich. Ein Ich, das geht - und so kommt, wie es geht. 3.9.07 (aus: Sonnenklar Meins: Das Hündle kam weiter auf drein, erinnert von Monika Rinck) 14./21.1.04 (aus: Sonanz. 5 Minuten Notate, erinnert von Jan Kuhlbrodt) In zwanzig Jahren werde ich altgeworden sein, oder? Nämlich gebrechlich, geschwächt, habe mehr als gelegentlich dann, ja gewiß gleichermaßen systematisch Ausfälle des Gedächtnisses, des Wahrnehmens. Und die Löcher, wie Mottenfraß, werden aber andererseits Gewebeverdickungen sein - Löcher nur meinerseits - unauflösliche, undurchdringliche Knoten. Dazwischen ich. Seit ich denken kann, ein Geschrei jedesmal, wenn ich durchkomme irgendwo - von irgendwo nach (unvermutet) irgendwo. Werde dies Durchkommen zeitlebens als Text aufgesetzt, gewebt haben, plusquamperfekt. Also doch dauerhaft dann, jedes Mal, schärfer, rascher als jetzt & zeitlebens wahrnehmen, was bleibt, verdickt, während ich abnehme. Abnehme, zunehmend stocke, stutze, stehe und Schluß. Kehre ich um, wie vor verschlossenen Türen? Schließlich weg sein, als Kürzel mich überholender Perspektiven einst in die Welt gesetzt, unvollendeter Vergangenheit. Heerzugsmut, schicksalsergebener. Es sei ausdrücklich wieselflink, wie unterwegs das Bachwasser blink. Werde nicht hören, was man Unbekömmliches sagt. Reine Materie, still doch. Sinnlöcher, Seinsknubbel, unverschluckbar (unerreichbare Gegenteil-Häppchen). - Taugen, miteinander verbunden, als Käfig (oder nur die Verbindungen, knotenlos), - und drin, in die Ecke geduckt, das verschüchterte Huhn (flatternd, wenn jemand kommt, mit den gestutzten Flügeln. Wie gehetzt.) Wie verschreckt. Die Blicke der Greisin sind klein und huschen, habe ich öfter gesehen. So geistert sie, entgeistert, nicht mehr das Rebhuhn der Steppen zu sein. Ça ira. 17.10.95 (aus: Mensch sein, nicht, erinnert von Norbert Wehr) (aus: Vexierbild, erinnert von Jayne-Ann Igel) (aus: Kastanienallee, erinnert von Tom Schulz) Ilma Rakusa schreibt uns: Für die Gedenkgedicht-Seite könnte folgendes Gedicht von mir passen, das auf S. 102 meines letzten Gedichtbandes Kein Tag ohne steht und fast ausschließlich aus Erb-Zitaten besteht: Lektüresplitter der letzten Tage Der Tisch ist kein Stuhl Alle Gräber sehen gleich aus, dasselbe Modell oder Modul Am Fluchtpunkt der Luxusmenüs und der Scheinzugewandtheit des Personals sinkender Schiffe und abstürzender Jumbo-Jets liegen die Heimatländer Doch an jenem Tag geschah genau dies: Ich war der Tod der zur Tür hereinkam Plötzlich gehen der Stadt die Häuser aus In der Stirnhöhle fließt elektrisches Licht Menschen wie in die Landschaft gestellte Kerzen Sätze sind keine Kaiserkrönungen Der Abend hat viel Laub. Er kennt sich nicht Der Heilige hatte 1 Fuß eingebüßt Das Hündle kam weiter auf drein Lass deinen Kram wie Himmelskörper strahlen und denke dir zum Abschluss Brombeerranken Und im Jahr 2050 sind wir zehn Milliarden Menschen Soll ich weiterlesen wie zuvor? 27. März 2021 (aus: Kastanienallee, erinnert von Annett Gröschner) Ein Ton ist ein Ton, weil es andere gibt. 30.10.04 (aus: Kanon, in: Sonanz. 5 Minuten Notate, erinnert von Christian Steinbacher, der weiter dazu schreibt: Ich entdecke zwei Eselsohren in dem "Sonanz"-Band aus dem Jahr 2008, und eines davon betrifft das Gedicht mit diesem Vers. Ich habe das Gedicht mit allen seinen neun Versen sehr gerne, es genügt aber wohl auch der einzelne Vers.) Schnappsack Die Klappmasse klart auf ein Klack Die klare böse Masse klappt Diklipper diklapper wie Wasser Verplappert von Pappe Dieser bösen Masse, dem Wrack Auf und ab steppt die Klappen der Fakt Und im Treck schnappt die Tappen der Trakt Und im Takt hackt die Treppen der Kasper Mai 1982 (aus: Kastanienallee, erinnert von Peter Wawerzinek, der weiter dazu schreibt: was das gedicht mit mir anstellt dass es beinchen stellt fallen stellt sich unverstellt stellt und die schrift stellt wie sehr es mich an meine ersten schritte tänze jodler im prenzlauer berg erinnert da wohnte ich noch in der raumerstraße machte ein t vor + setzte zwei pünktchen drauf schon hieß sie träumerstraße und dann wandelte ich die träumerstraße in träumerstrafe um - schrieb es auch so als absender auf meine postsachen - fiel keinem menschen auf - außer Elke eben das macht den feinen reinen kleinen großen unterschied) Heimat - des Eifeler Schusters Ziegenbock Stranden, stranden an Land, also aber nicht untergehn. Vielleicht gehen. Waterkant, sagt der Anblick, Kömmling! Ach, Erdbeerranken, heimische Landgedanken, gedenke du des Hunds, deiner Schuh, des Hunds, aber Pfote & Schuster, und Ziegenbock, familienbildend, Weihwasserkessel. 4.12.03 (aus: Sonanz. 5 Minuten Notate, erinnert von Norbert Hummelt) Selbstgespräche sind nur Meeresrauschen denn das Selbst, wie wir es hatten, das reine - unter Gottes Eifersucht & scheinheiligem Lidschlag - Gold, von unseren Klondike-Klauen und sibirischen, karpatisch ... geklaubt aus schroffen Quarzen: außerordentlich weich und dehnbar, leicht mechanisch zu bearbeiten, von träger Reaktion, Scheibenmonstranz, wie es vom Stengel nickt, hört ja weder selbst noch sprichts, ein Inbegriff des innersten Gehirns - oh Blastula, oh Gastrula, oh Gast aus fernem Meer, gereist mit gleichsam aufsteigenden Teichen, Amöbe, die im Teichohr Meeresrauschen Mai/3.7.94 (aus: Mensch sein, nicht, erinnert von Ulrike Draesner. Und Dieter M. Gräf erinnert dieses Gedicht, wie Elke Erb es auf lyrikline vorliest, und er schreibt dazu: Mir gefällt besonders, dass es eine Gedichtversion gibt und eine abweichende Höfassung, das finde ich sehr anregend, wie schon die Kommentarfunktion bei der >Kastanienallee.) (aus: die crux, erinnert von Birgit Kempker) (aus: Schreib du selbst, in: Sonnenklar Meins: Das Hündle kam weiter auf drein, erinnert von Ruth Loosli) (aus: Jahrbuch der Lyrik 2021, erinnert von Steffen Popp) Aufwachend Wind! - bist du da? - blas die Asche! 1.3.14, 6:37 (aus: Sonnenklar Meins: Das Hündle kam weiter auf drein, erinnert von Christian Filips) Dreizeiler Es dunkelt schon in der Heide. Man fängt irgendwie an und endet bei sich. Besser als umgekehrt. 18.9.16 (aus: Gedichtverdacht, erinnert von Urs Engeler) Foto: Ute Schendel |