Michael Donhauser Zwei Gedichte zum Lyrikpreis Meran 2004 Die Wohnung, die ich in jenem Herbst bezog, duftete von dem Putzmittel, das vermutlich die Freundin des Vormieters benutzt hatte, denn er selber war, wie er sagte, Bohrer, beim Bau von Tunnels, so dachte ich, wie wir vor dem Hauseingang warteten, auf den Verwalter, an einem der Abende, die hell noch schienen - es roch nach all der Reinlichkeit eines nun schon vergangenen Jahrhunderts, während unter den Fenstern das dürre Laub der Reben raschelte im Wind, welcher wärmte die Fluren und die Süsse, die letzte, wie es hiess, in das Fleisch der Trauben trieb - dunkel waren ihre Beeren und auf den Spitzen der Berge lag schon Schnee, er war vor Tagen gefallen und kalt war der Regen da gewesen im Tal, ich sah den Nussbaum, welcher unter dem Rebberg stand, und wusste, dass seine Früchte noch fest in den Schelfen verschlossen ruhten, dass sie erst fallen würden, wenn ich zurückkehrte in das Dorf mit seinen welkenden Gärten, am Ende des Monats Und die Goldruten standen alsbald braungewelkt in den aufgelassenen Gleiszonen, wieder wie damals, nur sanfter vergänglich noch einmal - es flogen Elstern auf, in solch einer Vielzahl, wie ich sie kaum je noch gesehen hatte, so als wäre all das Welken und Fallen ihr Element, all die Kahlheit, die sich ankündigte als Ruten und Laub, als Tau, der nässte das Moos, welches den gebrochenen Scheitel einer Weinbergmauer grün bedeckte und das ich streichelte, so versunken, während ich dachte an die Niedertracht, wo träumend einst meine Gedanken waren wie jenes Laubtreiben über einen Abstellplatz mit Kabelrollen, mit Brettern und Paletten von Ziegeln - dies war am Anfang gewesen, eine Heimat als Dorfrand, wo silbern wie Schwärme von Fischen die Blätter der Weide flohen im Wind, fielen wie Schleier durch das Blau des Abends, Rahel Für Quereinsteiger: Zur Hauptseite von Urs Engeler Editor |