Pressestimmen zu «Fümms bö wö tää zää Uu»





Der Textteil des Buches bietet mit seiner Typologie der Lautpoesie und den ihr zugeteilten Texten auch für den konventionellen Leser schöne Überraschungen. Karl Valentin bei den «Abzählversen», Mozart bei den «Zaubersprüchen», Aristophanes bei den «Tierstimmen», Little Richard bei «Laut und Musik»: «Tutti Frutti all rootie, awopbopaloobop alopbamboom». (Bernd Dreiocker, RBB Radio 3)


In der jungen Geschichte des Mediums ist Fümms bö wö tää zää Uu das im Verhältnis von Schrift und Klang innovativste und konsequenteste Hörbuch. Schon der erste Blick auf das Buchcover, in dessen Mitte eine CD befestigt ist, bestätigt: Hier soll gehört und gelesen werden. Dadurch, daß Kommentar und Lautpoesie im Begleitbuch sich beständig abwechseln, die Leser mit jeder neuen Seite vom Reden über die Poesie zur Poesie umblättern, werden die Texte zur Geschichte und den Hintergründen der Lautpoesie Sekundenweise selbst so etwas wie Konkrete Poesie. Die CD steht zum Buch ebenfalls in einem besonderen Verhältnis: Auf ihr finden sich nicht die im Buch vorgestellten Texte, sie ist also nicht bloß akustische Wiederholung des Gelesenen, sondern enthält Aufnahmen bedeutender zeitgenössischer Lautpoeten, die eigens für dieses Projekt entstanden sind: CD und Buch – die Lautpoesie und in ihr das tönende Wesen der Sprache, des Körpers, der Natur und des Verstehens. (Aus der Begründung der Jury zum ersten Deutschen Hörbuchpreis des WDR, Kategorie Innovation)


Die Anthologie ist nicht nur inhaltlich, sondern auch von Typographie und Konzeption her verführerisch und umspannt in weitem Bogen die Geschichte der Lautpoesie. Sie erzählt von Abzählversen und Zaubersprüchen, von Geheim- und Tiersprachen, von Dadaismus, Futurismus, Wiener Gruppe, Konkreter Poesie, von Simultangedichten und von zeitgenössischen Stimm- und Klangperformern – und das ist nur eine Auswahl aus ihrem Angebot. Die Herausgeber enthalten sich umfangreicher Kommentare oder gar literaturwissenschaftlicher Spezifizierungen und erarbeiteten stattdessen ein Kompendium, das so offen und energiegeladen wie die Lautpoesie selbst ist. Die mannigfaltigen Beispiele sprechen, brummen, sirren und zirpen für sich. Beigegeben sind ihnen Quellenangaben und ausgewählte Kommentare der jeweiligen Urheber. Obwohl die Zitate fragmentarisch bleiben, zeichnen sie in ihrer Authentizität und bisweilen Absurdität ein aufschlußreiches und unmittelbares Bild von der Lautpoesie. (Cornelia Jentzsch, Deutschlandfunk)


Das ideale Hörbuch: Stiller Knaller für Aug' und Ohr. Der üppig gedruckte Halbtausend-Seiten-Band will gesehen, gelesen werden. Doch wie hört sich das an: «br sr kr z k rkft»? Jeder Leser wird sich solche Verse anders zurechtkauen. Hätte Nietzsche doch 1885 schon eine CD besingen, besummen können: «Buatschleli batscheli / bim bim bim!» Von Jesus bis Jandl sind alle beisammen, die sich dem Klang der Sprache anvertrauen. 21 der wichtigsten lebenden Lautpoeten sprechen ihre eigens für diese Publikation geschaffenen Werke auf der CD. (Der persönliche Tipp von Rolf Michaelis für die Hörbuch-Bestenliste des HR)


Ein Füllhorn an Lautgedichten offerieren Urs Engeler und Christian Scholz in vortrefflicher Aufmachung. (Beat Mazenauer für den Schweizerischen Feuilleton-Dienst)


«Fümms bö wö tää zää Uu», die erste Zeile der ÐUrsonateð von Kurt Schwitters, hat den Titel geliefert zu einem wunderbaren Kompendium der Lautpoesie, das Christian Scholz und Urs Engeler herausgegeben haben und das selbst ein editorisches Kunstwerk darstellt. Es ist chronologisch, systematisch und enzyklopädisch zugleich, das heisst: Es zeichnet die Entwicklung der Klangdichtung von den Anfängen bis zu Auftrags-ÐKompositionenð nach, erforscht die Motive dieser «wortlosen Wortkunst» und bietet ein breites, internationales lautpoetisches Panorama, in vielen Sprachen, wenn man die denn so nennen will.
Verblüffend, was der weit schweifende Blick der Lautpoesie-Sammler alles einfängt, von Abzählversen über ein afrikanisches Regenlied («Dad a da da / dad a da da») über so genanntes Teufelslatein, einen Zauberspruch aus Mozarts Singspiel ÐBastien und Bastienneð («Diggi, daggi / schurry, murry / horum, harum / lirum, larum»), zu Äusserungen von Schizophrenen, einem rätselhaften Gedicht von Christian Morgenstern «Kroklokwafzi? Semememi!») und den Vogelimitationen von Aristophanes («kuku, kukuk, tio, tio») und Oswald von Wolkenstein. Stefan George experimentierte mit einer eigenen Sprache, weil ihm das Deutsche nicht mehr genügte, Isidore Isou erfand 19 neue Buchstaben, Valeri Scherstjanoi ein «skribentisches Alphabet» aus 70 Zeichen, Welimir Chlebnikow gar das «Zaum», die «vorwärts schreitende Weltsprache im Keim: Nur sie kann die Menschen einen – die Verstandessprachen trennen». (Martin Ebel, Tages-Anzeiger)


Bei Urs Engelers Büchern weiß man oft nicht so genau. Man weiß nicht, ist es Buch oder CD. Man weiß nicht, meint er es ernst oder nicht (beides, beides). Man weiß auch nicht, ob man es versteht oder nicht. Man weiß aber immer, wenn man sich nicht gerade heftig wehrt oder aus einem Rilketaumel erwacht, dass man ein grandioses Werk vor sich hat. Als Lyrikverleger ist Engeler wohl der größte. Auch sein neues Werk mit dem hübschen Titel «Fümms bö wä tää zää Uu» (siehe oben, die drei Weißnichts) ist grandios. Es stellt Lautpoesie aus Jahrhunderten vor, die CD versammelt Originalbeiträge. Da wird gehustet und geschlürft, gehechelt und geblubbert, gelautet und geleist, und auf «Broodje Ei met Ui» sogar fremdsprachig. Hier kann man die letzten konsequenten Poeten hören, wie sie die Musik und den Rhythmus, den Sinn und den Krach streifen, die Ränder der Sprache und die Ecken der Lyrik. Und das Trumm von «Beibuch» bietet Lautgedichte von Aristophanes und Oswald von Wolkenstein bis Pastior und Mon und Dizzy Gillespie bis Stockhausen und Nietzsche bis Karl Valentin. (Georg Patzer, Stuttgarter Zeitung)


Es gibt, wie der stattliche Band eindrücklich belegt, unzählige Varianten der Lautdichtung. Verblüfft nimmt man zur Kenntnis, wo überall, in welchen literarischen Werken und mit welchen Mitteln schon versucht worden ist, den semantischen Gehalt sprachlichen Materials zu eliminieren, um alles in puren Laut aufzulösen. Da gibt es die Tierstimmenimitationen bei Aristophanes, Oswald von Wolkenstein und einigen barocken Dichtern – und gleich daneben von Joachim Ringelnatz das «Gedicht in Bi-Sprache», «Ibich habibebi dibich…». In seinem Roman «Gargantua et Pantagruel» stösst Rabelais seinen Helden Pantagruel an die Grenzen der Kommunikation, als dieser sich Folgendes anhören muss: «Al barildim gotfano dech min brin alabo dordin falbroth ringuam albaras. Nin porthzadilkin almucatim…» Andere köstliche Belege finden sich bei Jonathan Swift oder Matthias Claudius, und selbst in Victor Hugos «Les Misérables» sind die Herausgeber fündig geworden. Diese stiften übrigens gerne verblüffende Nachbarschaften, etwa wenn Stefan George mit lautmalerischen Versen («Co besoso pasoje ptoros…») unmittelbar neben Hans G. Helms' «Fahm’ Ahniesgwow» zu stehen kommt, womit eine Gemeinsamkeit aufscheint, die nicht auf der Hand zu liegen scheint. Nach dem gleichen Kompositionsprinzip finden sich Paul Scheerbart, Mynona, Friedrich Nietzsche, Hans Arp neben Dick Higgins und Ernst Jandl, Thomas Kling neben Chris Cheek, was ein stummes, aber vielsagendes Gespräch zwischen unterschiedlichsten Ansätzen anzettelt. (Martin Zingg, Neue Zürcher Zeitung)


Eine sachkundig zusammengestellte, drucktechnisch exzellent ausgearbeitete und ebenso reichhaltig wie präzise dokumentierte Anthologie zur internationalen Lautpoesie gibt nun Gelegenheit, die vielfältigen Ausprägungen dieser besonderen Art von Sprachkunst in systematischer Darbietung kennen zu lernen. Die Systematik, ausgeheckt von Christian Scholz in Kooperation mit Urs Engeler, bezieht sich nicht, wie in Anthologien sonst üblich, auf bestimmte Textsorten oder gar Themen, sie ist auch nicht chronotopisch, d.h. nach Entstehungszeit und/oder Herkunftsraum der Texte angelegt, vielmehr ordnet sie das umfangreiche Belegmaterial gemäss seiner jeweiligen poetischen Funktion, was von der Sache her gerechtfertigt, ja sogar geboten ist, da die Lautdichtung «aller Völker und Zeiten» – über Sprach- und Epochengrenzen hinweg – von staunenswerter Einheitlichkeit ist, unabhängig davon, wie sie sich im Einzelnen artikuliert: ob als Zungenrede, Abzählvers, Beschwörungsformel oder Rätseltext, ob als Klangnachahmung, als Simultangedicht, als «auditive» oder «konkrete» Poesie. Zu all diesen Textsorten (und zu manch andern sonst) findet sich im Reader eine Vielzahl von Beispielen, die ingesamt ein ebenso lehrreiches wie amüsantes Repetitorium lautpoetischer Spracharbeit ergeben. (Felix Philipp Ingold, Basler Zeitung)


Ein buntes, vielgesichtiges, in der Gestaltung sehr ansprechendes und aufwändiges Buch ist den Herausgebern gelungen, eine materialreiche, basisinformative Edition.
Sie verzichtet auf den bei ähnlichen Publikationen üblichen und meist überbordenden Wissenschafts-ballast, platziert neben einer konzis ins Thema führenden Einleitung kurze Hintergrundtexte zu den reproduzierten Artefakten (sie stammen meist von den Künstlern selbst).
Fümms bö wö tää zää Uu ist ein anschaulich gegliedertes Lesebuch, eine Lektüre zum Stöbern und Staunen, zum (Wieder-) Finden und Sich-Freuen. (Stefan Fricke, Neue Zeitschrift für Musik)


Dieses Buch wird seinen Lesern immer wieder Freude bereiten, denn ihm gelingt ein Wunder editorischer Komposition: die Evokation eines völlig anderen Blicks auf die Geschichte der Weltpoesie. (Florian Vetsch, St. Galler Tagblatt)


Ein grosses Verdienst der Herausgeber ist es, über die Grenzen der deutschsprachigen Poesie hinauszuschauen und die zentralen Einflüsse fremdsprachiger Experimente auf diesem Gebiet aufzuzeigen. Die Vielfalt an Material, Stilrichtungen und poetischen Entwürfen mag auf den ersten Blick verwirren, doch macht gerade diese Heterogenität des Feldes seine Anziehungskraft aus. Die Anordnung der verschiedenen Gedichte in dieser Anthologie ermöglicht es zudem, spannende Verbindungslinien zwischen einzelnen Phänomenen der Lautdichtung zu entdecken, wie zum Beispiel lautpoetische Spuren in Werken Victor Hugos und Jonathan Swifts oder den Zusammenhang zwischen Jodeln und Jazz. Die CD mit achtzehn Hörbeispielen der aktuellen Lautpoesie macht dabei die Einflüsse der in der Anthologie vorgeführten historischen und konzeptuellen Phänomene der lautmalerischen Dichtung hör- und somit nachvollziehbar. (Elke Huwiler, Castrum Peregrini)



Für Quereinsteiger: Zur Hauptseite von Urs Engeler Editor