Wolfgang Schlüter

Anonym (about 1300):
Now springes the spray





Die Zweige schlagen aus im Hag,
Vor Lieb bin ich so krank,
Daß ich an Schlaf nicht denken mag.

Als ich auszog am andern Tag,
Über eine kleine Weil,
Sah ich ein Mägdlein fein
Hub an zu singen:
«Mög die Erde ihn verschlingen!
Unglück ihm das Leben bringen,
Den's nach Lieb verlanget!»

Ich lauschte stracks dem freundlich Klange
Ging ich nach.
Fand sie in einer Laube Schatten
Unter eines Astes Dach:
Glückes genug.
Flugs ich frug: «Du lieblich Kind,
Deut mir dein Singen.»

Da gab zurück die süße Maid
Mit wenig Worten hin:
«Mein Liebster hat geschworen mir
Treu Liebe allezeit.
Er wendete den Sinn.
Wenn ichs vermag, so solls ihn reuen
Diesen Tag!»



Now springes the spray,
All for love I am so seek
That slepen I ne may.

Als I me rode this endre day
O' my pleyinge,
Seih I whar a litel may
Began to singe,
«The clot him clinge!
Way es him i' love-longinge
Shall libben ay!»

Son I herde that mirye note,
Thider I drogh:
I fonde hire in an herber swot
Under a bogh,
With joye inogh.
Son I asked, «Thou mirye may,
Why singes tou ay?»

Than answerde that maiden swote
Midde wordes fewe,
«My lemman me haves bihot
Of love trewe:
He chaunges anewe.
Yiif I may, it shall him rewe
By this day!»


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