Elke Erb In zwanzig Jahren werde ich altgeworden sein, oder? Nämlich gebrechlich, geschwächt, habe mehr als gelegentlich dann, ja gewiß gleichermaßen systematisch Ausfälle des Gedächtnisses, des Wahrnehmens. Und die Löcher, wie Mottenfraß, werden aber andererseits Gewebeverdickungen sein - Löcher nur meinerseits - unauflösliche, undurchdringliche Knoten. Dazwischen ich. Seit ich denken kann, ein Geschrei jedesmal, wenn ich durchkomme irgendwo - von irgendwo nach (unvermutet) irgendwo. Werde dies Durchkommen zeitlebens als Text aufgesetzt, gewebt haben, plusquamperfekt. Also doch dauerhaft dann, jedes Mal, schärfer, rascher als jetzt & zeitlebens wahrnehmen, was bleibt, verdickt, während ich abnehme. Abnehme, zunehmend stocke, stutze, stehe und Schluß. Kehre ich um, wie vor verschlossenen Türen? Schließlich weg sein, als Kürzel mich überholender Perspektiven einst in die Welt gesetzt, unvollendeter Vergangenheit. Heerzugsmut, schicksalsergebener. Es sei ausdrücklich wieselflink, wie unterwegs das Bachwasser blink. Werde nicht hören, was man Unbekömmliches sagt. Reine Materie, still doch. Sinnlöcher, Seinsknubbel, unverschluckbar (unerreichbare Gegenteil-Häppchen). - Taugen, miteinander verbunden, als Käfig (oder nur die Verbindungen, knotenlos), - und drin, in die Ecke geduckt, das verschüchterte Huhn (flatternd, wenn jemand kommt, mit den gestutzten Flügeln. Wie gehetzt.) Wie verschreckt. Die Blicke der Greisin sind klein und huschen, habe ich öfter gesehen. So geistert sie, entgeistert, nicht mehr das Rebhuhn der Steppen zu sein. Ça ira. 17.10.95 (Aus: Mensch sein, nicht) |