Michael Stauffer

Haus gebaut, Kind gezeugt, Baum gepflanzt. So lebt ein Arschloch. Du bist ein Arschloch.





Ich muss alles auf den Tisch legen. Ich kann nicht anders.

In Klagenfurt, beim Bachmann-Wettbewerb, zu dem Michael Stauffer von Friederike Kretzen eingeladen worden war, spielte die Jury ihre Rolle, als wäre sie Personal in einem von Stauffers Stücken: zuerst nichts sagen wollen, dann herumdrucksen, schließlich viel Dummes sagen. Burkhard Spinnen: «Ich kriege keinen Henkel an diesen Text geschraubt, an dem ich ihn packen könnte.» Daniela Strigl: «Mir kommt der Text unschlüssig vor und macht auch mich unschlüssig. Eine solche unzusammenhängende Figur ist realistisch, wir alle sind inkoherent im Denken. Aber ich weiß nicht so recht, wie die Konturen gezeichnet werden sollen.» Ilma Rakusa: «Im Vergleich zu anderen Texten, die ich von Stauffer kenne, bin ich unschlüssig.» Ursula März: «Ich habe einen dubios klingenden Eindruck. Es gibt einen Text, der nicht auf dem Papier steht. Ich frage mich, woher der Eindruck kommt. Das stärkste Pfund dieser Geschichte, ihre Komik, habe ich weggenommen. Das, was übrig bleibt, ist seltsam wenig. Ich habe den Eindruck, dass der Autor die Komik als Alibi benutzt, um sich weder der Figur noch der Konstruktion auszuliefern.» Thomas Steinfeld: «Mir kommt der Text überhaupt nicht unerschlossen oder zweideutig vor. Er ist so eindeutig, dass er mit der Liebe ins Haus fällt. Das ist ein Text über Liebe, leider tut er das ohne Witz und Hintersinn.» Josef Haslinger: «Der Text wirft einen Sprachmotor an, der das Ende sinnfällig macht. Der Motor hat zur Folge, dass hier viele Themen abgehandelt werden könnten. Es sind ja auch viele Themen. Der Text will keine Geschichte erzählen, das ist klar. Dennoch ist ein Sprachmotor, ein ironischer Sprachmotor da, der aber eine Beliebigkeit hat. Die Figur stellt sich ja bloß, man lacht über die Figur.» Norbert Miller: «Auffallend scheint die Inkohärenz zu sein, die der Text beabsichtigt. Die Form der wildgewordenen Aufzählung ist ein altes Muster, ist sicher Slapstick.» Ilma Rakusa: «Mir hat es gefallen, dass Sie Sprachmotor sagen. Es erinnert mich an den Textrythmus von Laederach. Sprachspiele, Witz, Humor sind nicht undankbar, aber wie fügt sich das zusammen. It doesn' t stick together.» Friederike Kretzen: «Das 'Du', das sich im Text bewegt, könnte das Bindeglied sein. Diese Lücken sind es, wodurch sich andere Zusammenhänge erschließen können. Was Liebe als sprachliche Form sein kann, hat damit zu tun. Er setzt Liebe in Szene, legt sie auf den Tisch, wartet ab und macht dann weiter.» Daniela Strigl: «Das Leiden ist beides - lächerlich und rührend.» Tja: Lächerlich und rührend. Das Publikum hat denn auch hörbar gelacht.

Pressestimmen zu Michael Stauffer

Montrös banal. Rezension von Bruno Steiger vom 21. November 2003.


Bibliographische Angaben:
Michael Stauffer
Haus gebaut, Kind gezeugt, Baum gepflanzt. So lebt ein Arschloch. Du bist ein Arschloch.
Gebunden, mit Schutzumschlag
19,5 x 15,5 cm, 62 Seiten
Euro 14.50/ sFr 25.-
ISBN 3-905591-66-9
September 2003


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