Rolf Lappert Lange her und nicht mehr wahr Elende Sommernächte, was rotteten wir uns zusammen, nahe Seelen, Freunde wohl, an einem Tisch aus unsren Knochen, welche, gedrechselt in die feinsten Formen, Motive zeigten, die wir liebten. Da rollten Filme aus allen Köpfen, gingen leicht und lachend über Zungen, und man weiss, wenn Jahre leere Räume füllen, bekommt Erinnerung den letzten Schliff und übersteht so gut verpackt im Wattehirn jeden noch so lauten Zweifel. Was wir uns gegenseitig unters Kissen legten, waren abschliessbare Bücher, dick wie Lügen, und schliefen wir erst tief und friedlich taub, weckte keine Wirklichkeit uns wieder auf. Jetzt sind wir wach, weiss Gott, mit aufgerissnen Augen, und kriegen kaum noch Schlaf, soviel passiert, doch diesmal ohne uns, denn jetzt sind wir umhüllt von dieser Welt aus Watte, die träge einen Stahl poliert, damit in ihm sich unsre reichverzierten Schädel spiegeln. (Erstveröffentlichung in ZdZ Heft 2, Mai 1993) Rolf Lapperts Bio- und Bibliographie |